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Offener Brief an den Oberbürgermeister

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren,

wir, das Parkhaus Studio, sind zurzeit Mieter in der Neusser Landstraße 2. Wie wir dem Stadtanzeiger
vom 10. Dezember entnahmen, entsteht in unserem derzeitigen Mietobjekt ein Flüchtlingsheim.
Für uns lieferte der Artikel endlich eine Erklärung dafür, warum wir Ende Oktober eine Kündigung im
Briefkasten fanden. Die Art und Weise wie dieser Vorgang von Statten ging, erzeugt bei uns leider
einen mehr als bitteren Beigeschmack. Darum schreiben wir jetzt diesen offenen Brief.

Zum Hintergrund. Wir sind ein Zusammenschluss von Kreativen und Jungunternehmern, die sich unter
erheblichem Aufwand an Zeit, Mühe und Geld aus eigenen Mitteln und ohne jegliche öffentliche
Förderung ein modernes und stilvoll designtes Tonstudio eingerichtet haben, dass bis zu 15 Menschen
einen Arbeitsraum bietet. Die unerwartete Kündigung bedeutet für uns den Verlust der Existenzgrundlage.
Um eine geeignete Ersatzimmobilie zu finden fehlen sowohl Zeit als auch Geld.

Und daraus folgt auch direkt die wichtigste Frage, die wir uns stellen.
Warum wurde niemand der bestehenden Mieter gefragt, ob er in dem Objekt verbleiben möchte.
Es wird immer von Integration gesprochen. Und davon, dass eine völlige Abschottung von Menschen
aus anderen Kulturen diesen die Anpassung an deutsche Verhältnisse unglaublich schwer macht.
Die Neusser Landstraße 2 liegt jedoch völlig isoliert in einem Industriegebiet, das nächste Wohnhaus
ist hunderte Meter entfernt. Hätte man den Mietern freigestellt über ihr Bleiben zu entscheiden, hätte
man einen wirklichen Beitrag zur Integration leisten können.
Wahrscheinlich wären einige der Büros ausgezogen. Wir allerdings wären geblieben und mit uns
vielleicht auch andere. Es hätten zwar dann nicht 128 Menschen ein neues “Zuhause” gefunden,
aber ganz bestimmt 70 (die nach den selbstauferlegten Maßstäben der Stadt auch das Höchstmaß für
ein Gebäude darstellen). Und diese 70 Menschen wären nicht total isoliert gewesen.

Gemeinsame Konzerte oder ein Integrationsfestival könnten veranstaltet werden, um sich kennenzulernen
und einander näherzubringen statt Flüchtlinge abzuschotten.
Musik wird schon lange in zahlreichen Projekten als interkulturelles Kommunikationsmedium genutzt.
Man hätte dies vielmehr als Chance verstehen können, um festzustellen, ob ein solches Projekt und
Versuch der Integration funktioniert.

Vielleicht ist es dafür auch noch nicht zu spät. Wir würden immer noch bleiben. Sollte allerdings der
bisher vorgesehen Plan in Kraft treten, verlieren nicht nur wir unsere Existenz und Arbeitsplätze,
sondern auch die Flüchtlinge die Möglichkeit auf Nachbarn und Anschluss in der Gesellschaft.

Das kann eigentlich nicht im Interesse aller Parteien sein.

Mit freundlichen Grüßen und in der Hoffnung dass sie unser Anliegen überdenken

Das Parkhaus Studio